Es wird immer deutlicher, dass der alte Gartenbambus, der nach der Blüte in den 90er Jahren abstarb, ein besonders guter Typ war. Bei den Sämlingen der neuen Generation muss sich noch die Spreu vom Weizen trennen. Sie variieren in vielen Eigenschaften
Mit den winterharten und immergrünen Fargesien erlebt man die Vorzüge dieser reizvollen Gräser, die auch im Winter noch voller Leben stecken. Der Gartenbambus erfreut sich immer größere Beliebtheit. Gerade in kleineren Hausgärten sind Fargesien oft die einzige Möglichkeit, Bambus zu kultivieren, ohne sich die Nachteile Ausläufer treibender Arten einzuhandeln. Jeder Ausläufer treibender Bambus würde schnell die abgesteckten Grenzen überschreiten und zu einem Problem werden. Im Vergleich zu den Riesengräsern kommen die Fargesien schon mit einem Platzbedarf von 1 bis 4 m² aus. Durch Abstechen und Schneiden lassen sie sich sogar auf noch kleinerer Fläche kultivieren.
Das arbeitsintensive Eingraben einer Rhizomsperre ist bei den Fargesien nicht nötig, denn sie treiben keine Ausläufer. Im Trend sind die natürlichen und geschnittenen Fargesienhecken, die sich in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit erfreuen.
| Wer so viele Vorteile mitbringt, hat auch manchmal die falschen Freunde. So kommen zurzeit viele neue Sorten, auch ungetestete, auf den Markt. Kaum jemand hat da noch den Überblick über das Angebot. |
Fargesia murielae ’Deep Forest’ | Fargesia murielae ’Flamingo’ |
Viele Sämlinge sind nicht einmal an schattigen Standorten zu kultivieren. Außerdem unterscheiden sich die Sämlinge in der Wüchsigkeit (vom Krüppelwuchs bis zu Typen mit einer zu erwartenden Endhöhe von vier Meter).
Nach meinen Kenntnissen erreicht bisher kein neuer Sämlings-Kultivar des Gartenbambus die Wüchsigkeit der ’Alten Murieliae’ (neue Schreibweise von murielae), die fast an jedem Standort gut wüchsig war. Viele Betriebe haben sich wegen der immer häufiger auftretenden Blüte als Folge der Laborvermehrung von den Sorten ’Phoenix’ (Favorit; Themse und Kranich), die den alten Gartenbambus in allen Eigenschaften noch weit übertraf, wieder getrennt.
Fargesia murielae ’Standing Stone’ |
Viele der neuen Sorten sind nach meiner Ansicht nicht vermehrungswürdig. Vergleichspflanzungen des Bundessortenamtes und auch andere Testpflanzungen in botanischen und Privatgärten werden dieses in den nächsten Jahren belegen. Bei den angebotenen Sorten muss sich noch die Spreu vom Weizen trennen. Daher vorerst anzuraten, nur Sorten mit Wuchsgarantie aus Fachbetrieben zu wählen.
Die bekanntesten Kultivare mit Sortenschutz sind nachfolgend in der Reihenfolge ihrer zu erwartende Endhöhe aufgeführt: ’Green Arrows’, ’Dragon’, ’Deep Forest’, ’Standing Stone’, ’Flamingo’ ’Silver Bird’, ’Falke’, ’Heart of Darkness’ und ’Schwan’. Diese Sorten stammen von Sämlingen aus den Jahren 1989 bis 1991 und werden bereits seit mehr als 10 Jahren getestet und vermehrt. Neue Sorten mit Sortenschutz sind: ’Fresena’ und ’Eala’ (als gute Alternative zu ’Harewood’).
Fargesia murielae ’Frya’ |
Weitere Kultivare mit Sorten- oder Markenschutz aus Deutschland: ’Frya’ (siehe Bild) wächst ähnlich wie ’Jumbo’. Nach meinen Erfahrungen ist ’Frya’ wüchsiger, rollt die hellgrünen Blätter nicht so schnell, scheint winterhärter und stammt aus der ’Neuen Sämlingsgeneration’ (1995 bis 1998).
Die sonnenverträgliche ’Fresena’ (siehe Bild unten) wird voraussichtlich ab Herbst 2005 lieferbar sein.
’Jonnys Gigant’, ’Augustinus’ und ’Snow Giant’ aus Deutschland. Nach vorliegenden Informationen wurde die Sorte ’Snow Giant’ im Labor vermehrt.
Aus Dänemark kommen folgende Sorten auf den Markt:
’Dino’, ’Mammut’ (zum Teil blühend), ’Super-Jumbo’, ’Jutu’ und ’Hutu’. Bei diesen Kultivaren gebe ich zu bedenken, dass die Sorten für Dänemark (hohe Luftfeuchtigkeit, milde Winter und keine heißen Sommertage) selektiert wurden und sich in unseren Breiten noch erst bewähren müssen.
Das gilt auch für die Kultivare aus den Niederlanden, die in der luftfeuchten Region in und um Boskoop selektiert wurden. wie ’New Century’, ’Pinoccio’, ’Lava’, ’Kolmiforifa’, ’Vamphire’, ’Joy’, ’Ami’ und ’Mae’ aus den Niederlanden. Diese Sorten sind Verlegenheitssorten, da sie weder wüchsig sind, noch etwas Besonderes darstellen. Europaweit kommen immer mehr Kultivare auf den Markt und in absehbarer Zukunft wird fast jede Gärtnerei und jede Baumschule ihre eigenen Sämlinge vermehren.
Fargesia murieliae ’Fresena’ |
Viele bambusbegeisterte Gärtner und Baumschuler in Europa haben eigene, teilweise durchaus gute Sämlinge vermehrt. In der Regel handelt es sich allerdings um nicht vermehrungswürdige Sämlinge, die mehr breit als hoch wachsen, nur selten für sonnige Standorte oder kältere Gegenden geeignet sind. Bei den regional guten Sämlingen liegt der Vorteil darin, dass sich diese Sämlinge schon dem regionalen Klima anpassen konnten, in dem sie gewachsen sind. Dies begrenzt allerdings auch ihre Verwendung in anderen klimatischen Verhältnissen.
Für die Vermehrungsbetriebe ist zu hoffen, dass es gelingt, sich auf einheitliche Standards zu einigen. Für die Pflanzenfreunde wäre eine kritische Nachfrage nach genau diesen Standards anzuraten.
Andernfalls besteht die Gefahr, dass der gute Ruf des Gartenbambus, der schon durch die vorzeitige Blüte bei den in Meristem (Labor) vermehrten Nachkommen gelitten hat, insgesamt Schaden nimmt.
Damit wäre letztlich keinem geholfen, und eine von vielen geschätzte Pflanzenart, deren Eleganz und Wüchsigkeit seit Jahrzehnten überzeugt hat, würde zu Unrecht ins Abseits gedrängt.
Blüte an Murielae aus einer Laborvermehrung |
Meine bisherigen Favoriten: ’Green Arrows’, ’Dragon’, ’Flamingo’, ’Standing Stone’ und ’Fresena’. Verzichtet werden kann auf die Kultivare aus den Niederlanden, außerdem auf ’Jonnys Gigant’, ’Heart of Darkness’, ’Super-Jumbo’ und die im Handel befindlichen unselektierten Sämlinge, da sich bereits ähnliche und bessere Typen im Handel befinden oder zum Sortenschutz angemeldet sind.
Ich kann nur über die bei uns zum Test ausgepflanzten oder die mir bekannten Kultivare berichten, die ich beobachte. Sollte mir der eine oder andere, vielleicht wichtige Typ entgangen sein, so würde ich mich über Informationen sehr freuen. Bitte per Email an fv@bambus-lexikon.de
Fred Vaupel / Gartenpraxis 05/2005
Das Bambus-Lexikon wurde 2005 als frei zugängliche Datenbank nach meiner Idee erstellt und erarbeitet. Das Bambus-Lexikon wird von mir laufend aktualisiert. Mit diesen Webseiten und den Bambusinformationen möchte ich meine mehr als 40 jährigen Bambuserfahrungen, mein Wissen und alle von mir gesammelten Daten und eigene Erfahrungen aus dem In- und Ausland an die vielen Pflanzenfreunde in Wort und Bild weitergeben, um den Bambus in unseren Breiten noch populärer zu machen und seine vielseitige Verwendbarkeit einer breiten Öffentlichkeit vermitteln. Mein Lexikon erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und ist kein Wissenschaftliches Werk.
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Die angegebenen Werte (Höhe, Winterhärte etc.) sind Durchschnittswerte, die je nach Standort erheblich voneinander abweichen können und gelten nicht für Bambus im Kübel. So wird ein Phyllostachys vivax 'Aureocaulis' im norddeutschen Küstenbereich und Dänemark selten über 5 Meter hoch, während diese Sorte z. B. in Süd-West-Deutschland bereits nach ein paar Jahren diese Höhe erreicht. In den wärmeren Regionen unseres Landes schon nach ca. 7 Jahren mehr als 8 Meter hoch sein kann.
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Ich habe bis 2016 in meiner Freizeit mehr als 12 000 Stunden am PC verbracht und besonders in den Wintermonaten, Abend für Abend (häufig bis zum frühen Morgen) und fast das ganze Wochenende, oft auch ungeduldig und schimpfend (wenn der Computer mal wieder seine Macken hatte) am PC verbracht!
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Fred Vaupel im Frühjahr 2005